In Zeiten erratischer Politik gewinnt digitale Souveränität zunehmend an Bedeutung. Unternehmen und öffentliche Einrichtungen müssen ihre Daten unter Kontrolle behalten, um langfristige Wettbewerbsfähigkeit und Sicherheit zu gewährleisten. Die Frage, inwiefern Abhängigkeiten von großen Hyperscalern oder Public-Cloud-Services zu Einschränkungen führen, gerät immer stärker in den Fokus. Eine anfängliche Euphorie über die Cloud weicht einer kritischeren Betrachtung: Unerwartete Kosten, zunehmende Komplexität, Sicherheitsbedenken und regulatorische Auflagen lenken den Blick auf Alternativen wie Hybridmodelle oder das Zurückholen einzelner Workloads in eigene Umgebungen.
Warum digitale Souveränität wichtig ist
Wer seine Daten, Anwendungen und Infrastruktur selbst verwaltet, reduziert Abhängigkeiten von Drittanbietern und gewinnt zugleich an Flexibilität. Eine eigenständige Datenhaltung ermöglicht zudem, schneller auf neue gesetzliche Vorgaben zu reagieren und damit Compliance und Datenschutz besser zu gewährleisten. Darüber hinaus schafft ein klares Bild der internen Kosten und Aufwände die notwendige Planbarkeit und Transparenz, um zukünftige Investitionen realistisch einschätzen und effektiv steuern zu können.
Problemstellungen mit Hyperscalern und Public-Cloud-Produkten
Die zunächst verlockenden Pay-per-Use-Modelle der Public-Cloud-Anbieter können sich in der Praxis schnell als kostspielig entpuppen. Sobald Workloads kontinuierlich wachsen oder Services intensiv genutzt werden, steigen die Ausgaben oft über die ursprünglich kalkulierten Budgets hinaus. Gleichzeitig entsteht eine Abhängigkeit von proprietären Plattformen, da viele Hyperscaler umfassende, aber stark spezialisierte Services anbieten. Die daraus resultierenden Abhängigkeiten erschweren sowohl die Migration von Daten als auch das flexible Hosting einzelner Anwendungen auf eigenen Systemen.
Darüber hinaus werfen Sicherheits- und Datenschutzanforderungen weitere Fragen auf. Da Public-Cloud-Angebote global betrieben werden, lassen sich regionale Gesetze oder branchenspezifische Vorgaben nicht immer ohne Weiteres mit internationalen Standards vereinbaren. Überdies stoßen Unternehmen mit individuellen Anforderungen an ihre Grenzen, wenn sie auf reine Standardlösungen zurückgreifen. Um spezifische Prozesse zu unterstützen, kann es daher notwendig sein, auf eigene Infrastrukturen oder maßgeschneiderte Software-Lösungen zu setzen – was in einer Public Cloud oft nur schwer oder gar nicht umsetzbar ist.
Alternative Ansätze: Private- und Hybrid-Cloud
Auch wenn Private oder Hybrid Clouds auf den ersten Blick mehr Kontrolle versprechen, bleibt die digitale Souveränität nicht automatisch gewahrt. Bei der Private Cloud entsteht oft eine starke Abhängigkeit von spezialisierter Hardware und Fachwissen im Unternehmen: Wer nicht permanent investiert und sein Personal schult, riskiert rasch veraltete Systeme und Sicherheitslücken. Damit ist die Handlungsfähigkeit eingeschränkt, sobald eine notwendige Modernisierung ausbleibt oder kurzfristig nicht finanzierbar ist.
In einer Hybrid Cloud, wo ein Teil der Workloads weiter bei einem externen Anbieter läuft, bestehen zusätzliche Risiken: Der Umgang mit sensiblen Daten wird komplexer, da die Abläufe zwischen On-Premises und Public Cloud genau orchestriert werden müssen, um DSGVO- und Compliance-Vorgaben einzuhalten. Zudem können sich Teile der Infrastruktur jederzeit ändern, wenn der Anbieter Aktualisierungen durchführt oder Kostenmodelle anpasst. Eine umfassende Datensouveränität setzt jedoch voraus, dass sich Unternehmen nicht in dauerhafter Abhängigkeit von externen Plattformen befinden – was bei einer hybrid aufgeteilten Infrastruktur oft nur schwer zu vermeiden ist.
Realistische Betrachtung statt reiner Marketing-Versprechen
In der Anfangsphase löste die Cloud-Einführung vielfach Euphorie aus. Einige Unternehmen und Organisationen erkannten jedoch mit der Zeit, dass die versprochenen Effizienzsteigerungen und Kosteneinsparungen nicht immer eintraten. Marketing-Sprache allein reicht nicht aus, um Entscheider zu überzeugen – eine belastbare, realistische Gesamtplanung und ein tiefes Verständnis der eigenen Anforderungen sind entscheidend. Komplexe IT-Sachverhalte sollten verständlich erklärt werden, damit sinnvolle Investitionsentscheidungen getroffen werden können.
Total Cost of Ownership (TCO)
Bevor entschieden wird, ob ein teilweiser Ausstieg aus der Cloud sinnvoll ist, steht eine sorgfältige Analyse der gesamten IT-Landschaft an. Wer seine Cloudgesamtkosten genau kennt, schafft damit eine solide Basis für eine effektive Kostenkontrolle. In vielen Fällen sind es vor allem bestimmte Workloads, die für den Großteil der Ausgaben verantwortlich sind. Gerade hier lohnt es sich, genauer hinzuschauen und gegebenenfalls ineffiziente Anwendungen in einer On-Premises-Umgebung unterzubringen, falls sich dadurch Einsparungen erzielen lassen.Darüber hinaus sollte die Planung nicht nur die offensichtlichen Aufwände wie Hardware und Lizenzen berücksichtigen, sondern auch den kontinuierlichen Personalbedarf und den Wartungsaufwand realistisch einschätzen. Schließlich setzt eine langfristig erfolgreiche IT-Strategie weit mehr voraus als reine Kostenreduktion: Sie berücksichtigt die Verfügbarkeit von Fachkräften, definiert klare Service-Level-Agreements und plant die kontinuierliche Weiterentwicklung der eingesetzten Infrastruktur. All diese Faktoren fließen in eine umfassende Bewertung ein, die aufzeigt, ob und in welchem Umfang ein Rückzug aus der Cloud tatsächlich wirtschaftlich und strategisch sinnvoll ist. Wir stellen Ihnen hier eine Excel-Tabelle zur Kalkulation des TCO zur Verfügung.
Fokussierung auf langfristige Sicherheit und FlexibilitätNachhaltige IT-Investitionen erfordern eine umfassende Strategie statt kurzfristiger Marketing-Impulse. Digitale Souveränität bedeutet nicht nur, Technik im eigenen Haus zu kontrollieren, sondern auch Geschäftsprozesse effektiv, sicher und kostentransparent zu gestalten. Ein schrittweiser Ansatz, der komplexe Sachverhalte einfach vermittelt und den Fokus auf tatsächlichen Bedarf sowie klare Kostentransparenz legt, ist das Fundament, um unabhängiger von Hyperscalern zu werden – und dabei weiterhin wettbewerbsfähig und zukunftssicher zu bleiben.